16.02.2022

Geldwäsche-Compliance im Kunstmarkt - Interview mit Dr. Pascal Decker

In einem Interview spricht Dr. Pascal Decker, Jurist und Rechtsexperte für den Kunstmarkt, über Geldwäscheprävention im Kunstmarkt und den Herausforderungen rund um NFTs für die Geldwäsche-Compliance. 

Dr. Pascal Decker ist Rechtsanwalt und Gründer der auf Kunst-, Erb- und Stiftungsrecht spezialisierten Sozietät dtb rechtsanwälte sowie Managing-Director des als Joint Venture mit Kerberos Compliance gegründeten Compliance-Plattform-Anbieters legeARTIS, welches sich auf den Kunstmarkt fokussiert. Er ist – nach Studienaufenthalten in Frankreich, Schottland und den USA – seit fast 20 Jahren als Rechtsberater des Kunstmarktes in Berlin tätig. Zudem führt er gemeinsam mit dem Co-Initiator Sebastian Pflum das internationale Kunstmarktforum ART. TALKING BUSINESS. am Pariser Platz durch und ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der artnet AG.

Herr Dr. Decker, Sie sind seit vielen Jahren als Rechtsexperte für den Kunstmarkt tätig. Was macht den Kunstmarkt für Sie als Juristen so besonders, wenn wir über Geldwäsche und ihre Prävention sprechen?

Der Kunstmarkt ist vielgestaltig.

Eine Besonderheit, die sich aus der kaufmännischen Tradition des Handels mit Kunst ergibt, ist die Handschlagmentalität. Transaktionen sind diskret, selten schriftlich fixiert und wurden zumindest in früheren Zeiten gern auch mal bar abgewickelt. Aus dieser Traditionslinie des Kunstmarktes resultiert ein gewisser Widerwille, sich den Anforderungen des Gesetzgebers an die Geldwäscheprävention zu stellen.

Auf der anderen Seite haben wir einen ungeheuer dynamischen Markt, der gerade neu entsteht und mit neueren Technologien, Digitalisierung und Tokenisierung von Kunstwerken zu tun hat. Hier erleben wir eine Dynamik wie im Wilden Westen – und auch hier sind Fragen der Geldwäscheprävention für die Player nicht gerade vorrangig.

NFTs mischen den Kunst- und Kryptomarkt auf. Wie muss gute Geldwäsche-Compliance rund um NFTs aussehen? Wo sehen Sie Handlungsbedarf für Betreiber von NFT-Handelsplattformen und die Politik?

Um Geldwäsche zu verhindern, ist in erster Linie eine gute Risikoanalyse der Plattformen notwendig. Sie können dadurch erkennen, wo konkret ihre Risiken liegen, für den Zweck der Geldwäsche missbraucht zu werden. Daneben ist ein ordentlicher KYC Prozess wichtig.

Kunden können so vorab geprüft werden. Genauso wichtig ist ein ordentlicher KYT-Prozess - Know Your Transaction.

Politisch bedarf es einer stärkeren Regulierung des Handels mit Kryptowerten. Mit der Kryptowertetransferordnung wurde auf europäischer Ebene bereits eine Richtlinie beschlossen, die darauf abzielt. Es bedarf ordentlicher Compliance-Prozesse, um das Einfallstor für Geldwäscher zu schließen. NFTs können nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn den Kunden ein sicheres Umfeld gewährleistet wird.

Kann eine effektive und digitale Geldwäscheprävention den Handel mit NFTs nachhaltig absichern? Wie müssen Plattformbetreiber gegen Diebstähle von NFTs vorgehen?

Uneingeschränkt ja.

Dieser Artikel erschien zuerst im "Money Laundering Reporting Officer" (MLRO) - unserem Newsletter für Geldwäsche-Compliance.
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Autor:in



Stefan Sartorius
Head of Marketing & Communications

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