14.12.2021

Was versteht man unter dem Umsatzsteuerkarussel im Geldwäschebereich?

Beim sogenannten »Umsatzsteuerkarussell« machen sich internationale Betrüger eine Lücke in der europäischen Gesetzgebung zunutze. Eigentlich handelt sich beim »Karussellbetrug«, wie der Name bereits sagt, um eine Betrugsmasche. Warum diese Masche Sie als Unternehmer zum Komplizen machen kann und was sie mit Geldwäsche zu tun hat, erklären wir hier.

Wie funktioniert die Masche?

Da in der EU verschiedene Umsatzsteuersätze gelten und der EU-weite Warenverkehr nicht behindert werden soll, wurde ein europäisches Umsatzsteuersystem eingeführt. Der Handel zwischen EU-Ländern ist seitdem von der Umsatzsteuer befreit. Die Steuer wird erst fällig, wenn der Kunde die Ware in einem nationalen Handel bezahlt. Die Steuer kann man sich unter Umständen auch vom Finanzamt zurückerstatten lassen.

Die einzelnen Schritte im Karussell:

  • Eine Ware wird aus dem EU-Ausland importiert (oft auch nur auf dem Papier) • Die Ware wird innerhalb Deutschlands an eine andere Firma verkauft. Eigentlich wären nun 19 Prozent Umsatzsteuer fällig, die die Empfängerfirma innerhalb von drei Monaten an das Finanzamt überweisen müsste. Bevor die Summe aber fällig ist, löst sich das Unternehmen (oder die Briefkastenfirma) auf und ist für das Finanzamt nicht mehr greifbar.
  • Über verschiedene Zwischenhändler wandert die Ware dann weiter.
  • Am Endpunkt des Karussells verkauft der Eigentümer dann die Ware wieder ins EU-Ausland und lässt sich die 19 Prozent Umsatzsteuer erstatten. Häufig lässt sich der gleiche wirtschaftlich Berechtigte das Geld erstatten, der vorher die Ware importiert hatte. Ein Geflecht aus Scheinfirmen macht dies möglich.
  • Das gestohlene Geld, nämlich genau diese 19 Prozent, muss nun gewaschen werden. Dafür wird es entweder in neue Waren investiert, die wiederum hin und her geschoben werden oder so lange über verschiedene Konten transferiert, bis die Herkunft nicht mehr nachweisbar ist. Das Geld ist nun gewaschen und kann beispielsweise in Immobilien, Wertpapiere oder neue Waren für einen erneuten Karussellbetrug investiert werden. Die Wirtschaft, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa erleidet einen massiven Schaden durch Geldwäsche, weshalb ihre Bekämpfung umso wichtiger ist. Die Herkunft von Geldern muss besser ermittelt werden.

Warum das für redliche Unternehmer*innen wichtig ist?

Redliche Unternehmer*innen werden von Umsatzsteuerbetrügern und Geldwäschern häufig als Feigenblatt für kriminelle Handlungen benutzt. Behörden schöpfen gegenüber seriösen Firmen und langjährigen Marktteilnehmern keinen Generalverdacht auf kriminelle Handlungen. Schnelle Transaktionen zwischen jungen Briefkastenfirmen wirken dagegen eher verdächtig. Aus diesem Grund versuchen die Täter redliche Unternehmen bei unterschiedlichen Transaktionen zu nutzen, um den Eindruck legaler Geschäfte zu erwecken.

Dieser Artikel erschien zuerst im "Money Laundering Reporting Officer" (MLRO) - unserem Newsletter für Geldwäsche-Compliance.
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Autor:in



Lena Olschewski
Senior Manager Business Development

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