Ein Vertrauensvorschuss für Deutschland – die AMLA kommt nach Frankfurt

Veröffentlicht: 2024-02-23

Ein Kommentar von Christian Tsambikakis, Geschäftsführer von Kerberos Compliance

Europa rüstet auf im Kampf gegen Geldwäsche. Die europäische Anti-Geldwäsche Behörde „Anti Money Laundering Authority“ (AMLA) wird ihren neuen Sitz in der Finanzmetropole am Main haben.

Ausschlaggebend waren hierfür unter anderem die Nähe zur Europäischen Zentralbank sowie zu einigen der Finanzinstitute, über die die neue Behörde wachen wird.

Für die Bewerbung waren extra Finanzminister Christian Lindner, Hessens Finanzminister Dr. R. Alexander Lorz sowie Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef nach Brüssel gereist. Der Aufwand hat sich gelohnt.

Mit der neuen Behörde gewinnt Frankfurt 400 neue Arbeitsplätze und steigert das Prestige Deutschlands als Land, welches sich im Kampf gegen Finanzkriminalität nun endlich stärker einbringen möchte.

Entsprechend wird die Entscheidung für den deutschen Standort auch als „Vertrauensvorschuss“ gesehen. Die Bemühungen Deutschlands im Kampf gegen Geldwäsche müssen dem nun Rechnung tragen.

Die AMLA soll 2025 ihre Arbeit aufnehmen und zu Beginn die Aufsicht über einige – aber nicht alle -  europäische Finanzinstitute übernehmen. Für die restlichen bleiben die nationalen Aufsichten, in Deutschland die BaFin, in der Verantwortung. Die AMLA soll jedoch auch für die nationalen Aufsichten einheitliche Aufsichtsstandards entwickeln.

Die Standortentscheidung ist nur eine von mehreren Entscheidungen, die in diesem Jahr innerhalb der EU im Kampf gegen Finanzkriminalität getroffen werden. Voraussichtlich im Juni verabschiedet die EU ihre erste Anti-Geldwäsche Verordnung, die unter anderem eine EU-weite Bargeldobergrenze von 10.000 Euro sowie die Verpflichtung von professionellen Fußballclubs zur Geldwäscheprävention vorsieht. Zudem soll die bislang 6. EU-Anti-Geldwäsche Richtlinie umgesetzt werden. Diese sieht unter anderem vor, die Rechte der nationalen Financial Intelligence Units (FIUs) auszubauen und die Aufsichtspraxis auch für den Nicht-Finanzsektor zu stärken.

In Deutschland hat die FIU einen schweren Stand. In der Vergangenheit machte sie besonders mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Unter Ägide ihres neuen Leiters Daniel Thelesklaf soll sich das ändern.

Wir freuen uns über die aktuellen Bestrebungen zur Standardisierung und Vereinheitlichung des europäischen Kampfes gegen die Finanzkriminalität. Gleichzeitig verfolgen wir gespannt die Entwicklungen in Deutschland.

Im April soll der Bundestag über das Gesetz zur verbesserten Bekämpfung der Finanzkriminalität in Deutschland – „Finanzkriminalitätsbekämpfungsgesetz“ (FKBG) – entscheiden. Kern dieses Gesetzes ist die Schaffung einer weiteren neuen Behörde: Des Bundesamtes zur Bekämpfung der Finanzkriminalität BBF. Sie soll unter anderem den Kampf gegen Geldwäsche im Nicht-Finanzsektor stärken und vereinheitlichen. Christian Lindner sprach in seiner Bewerbungsrede um den neuen Standort der AMLA über „Goldstandards“, die Deutschland hierdurch setzen würde. Bislang ist insbesondere die deutsche Aufsicht über diesen Sektor noch auf über 300 Behörden verteilt.

Die Verabschiedung des FKBG im April könnte dem Vertrauensvorschuss der EU Rechnung tragen.

Christian Tsambikakis

CEO Kerberos Compliance

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