Pressekonferenz: FIU stellt Jahresbericht 2024 vor
Veröffentlicht: 2025-06-13
Digitale Transformation in der Geldwäschebekämpfung – Erfolge und Herausforderungen
Die Financial Intelligence Unit - FIU Deutschland präsentierte am 10. Juni 2025 ihren Jahresbericht 2024 in einer Pressekonferenz mit Leiter Daniel Thelesklaf, seiner Stellvertreterin Thora Funken und Abteilungsleiter Jürgen Viktor Repolusk. Die Zahlen zeigen sowohl Erfolge als auch strukturelle Herausforderungen in der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.
Rekordwerte bei Analyseberichten – aber kritische Entwicklungen im Detail
Thelesklaf verwies zu Beginn auf die "Erfolge" der Behörde: Die Anzahl der abgegebenen Analyseberichte erreichte mit 87.731 einen neuen Rekord – ein Anstieg von 6.181 gegenüber 2023 (81.550).
Parallel dazu erhielt die FIU über 40.000 Rückmeldungen von Staatsanwaltschaften, von denen 1.625 in Verfahren genutzt oder für Anklagen verwendet werden konnten.
Das Meldeparadox: Weniger ist mehr – aber nicht überall
Das Gesamtmeldeaufkommen sank das zweite Jahr in Folge auf 265.708 Meldungen – unter das Niveau von 2021. Diese Entwicklung erklärt sich jedoch durch eine bewusste Qualitätsstrategie.
Das Eckpunktepapier zu Negativmeldungen und die Orientierungshilfe, entwickelt gemeinsam mit der BaFin, zeigen deutliche Wirkung: Der Finanzsektor gab knapp 57.000 Meldungen weniger ab, während der Nicht-Finanzsektor nur 90 Meldungen mehr als 2023 meldete.
Problem Nicht-Finanzsektor: Viel Registrierung, wenig Meldung
Die FIU zeigt sich nicht gänzlich zufrieden mit der Entwicklung. Der Nicht-Finanzsektor stellt weiterhin nur 3,9% der Meldungen, obwohl enorme Veränderungen bei den Registrierungen zu verzeichnen sind.
Registrierungsexplosion ohne Meldeaktivität
Die Registrierungszahlen explodieren geradezu: Stieg die Anzahl schon von 19.390 (2022) auf 50.748 (2023), so wuchs sie 2024 um weitere 215% auf etwa 99.000 zusätzliche Registrierungen. Grund dafür ist wohl die seit 2023 greifende Registrierungspflicht.
Bei geschätzten 371.000 Verpflichteten in Deutschland (FATF-Schätzung) sind nun etwas mehr als ein Drittel registriert.
Registrierung als Formalie
Die Zahlen offenbaren ein strukturelles Problem: Nur 4.059 Verpflichtete gaben 2024 tatsächlich eine Meldung ab – nur 129 mehr als 2023, trotz der massiven Zunahme an Registrierungen.
Das deckt sich mit Veröffentlichungen der letzten Jahre: Der Anteil der registrierten Nicht-Finanzsektor-Verpflichteten, die pro Jahr mindestens eine Meldung abgaben, sank von 27% (2018) auf nur 6% (2023).
Schwerpunkt 2024: Kryptowerte im Visier
Parallel zu diesen strukturellen Herausforderungen etablierte sich 2024 Kryptowerte als zentraler Fokusbereich der FIU-Analysearbeit.
Die Zahlen zeigen die Relevanz:
8.711 Verdachtsmeldungen mit Kryptobezug – konstant hohes Niveau
Bitcoin dominiert als meistgenannter Kryptowert, gefolgt von Ethereum, XRP, Tether und Litecoin
Etwa 80% der internationalen Krypto-Ersuchen stammten aus EU-Ländern
Fallstudie: Internationale Krypto-Netzwerke enttarnt
Der Jahresbericht illustriert anhand einer detaillierten Fallstudie die Komplexität moderner Geldwäsche: Ein Fall entwickelte sich zu einem internationalen Krypto-Netzwerk mit 44 Bankkonten und 8 Kryptobörsen-Konten eines einzelnen Hauptbeteiligten.
Die Täter nutzten Masternode-Server und NFTs zur Verschleierung von Anlegergeldern in einem klassischen Geldwäschekreislauf.
Reformprozess: Die "Sharks" jagen die "dicken Fische"
Ein Reformhöhepunkt 2024 war die Einrichtung der neuen Analyseeinheit "Sharks" im Juni, die gezielt professionelle Hintermänner und komplexe Netzwerke verfolgt.
Internationale Vernetzung
International verstärkte die FIU 2024 ihre Kooperationen:
CTFTI: 18 Nationen arbeiten gegen Terrorfinanzierung zusammen
RRIFS: G7-Zusammenarbeit zu russischen Finanzströmen
AFCA: Erfolgreiche Public-Private-Partnership
Ausblick: AMLA und kritische Selbstreflexion
Mit der Anti-Money Laundering Authority (AMLA) in Frankfurt entstehen neue europäische Strukturen. Ab Juli 2027 werden Crowdfunding-Anbieter, Krypto-Dienstleister und Luxusgüterhändler zu Verpflichteten, ab Juli 2029 auch Fußballvermittler und Profifußballvereine.
Fazit: Erfolge und Handlungsbedarf
Der Jahresbericht 2024 zeigt eine FIU mit 576 Mitarbeitern in bemerkenswerter Transformation: technologisch aufgerüstet, international vernetzt, aber auch vor strukturellen Herausforderungen stehend.
Während Thelesklaf in der Pressekonferenz die gute Zusammenarbeit mit internationalen Fachgremien und Public-Private-Partnerships betonte, attestierte Thora Funken dem Nicht-Finanzsektor Optimierungsbedarf.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während die FIU bei Analysequalität und internationaler Kooperation Maßstäbe setzt, droht im Nicht-Finanzsektor die Meldepflicht zur reinen Formalie zu verkommen. Hier liegt eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre.
Der vollständige Jahresbericht 2024 der FIU Deutschland ist auf der Website des Zoll verfügbar.