Geldwäschebeauftragte für KVGen: Zwischen steigenden Anforderungen und komplexen Strukturen
Veröffentlicht: 2025-10-21
Die regulatorischen Anforderungen an Geldwäschebeauftragte nehmen kontinuierlich zu – besonders bei Kapitalverwaltungsgesellschaften. Laura Schäfer und Tobias Lequen, beide Compliance-Experten bei Kerberos Compliance, geben im Expertengespräch Einblicke in ihre tägliche Arbeit und zeigen auf, worauf es bei der Geldwäscheprävention wirklich ankommt.
Warum Geldwäscheprävention bei KVGen besondere Aufmerksamkeit verlangt
Die Compliance-Landschaft entwickelt sich rasant weiter. Das kürzlich verabschiedete EU-AML-Paket bringt umfassende Änderungen mit sich, die BaFin aktualisiert regelmäßig ihre Auslegungs- und Anwendungshinweise, und mit jeder Aktualisierung steigen die Erwartungen an Professionalität und Dokumentation. Was noch vor wenigen Jahren als ausreichend galt, reicht heute längst nicht mehr aus.
Kapitalverwaltungsgesellschaften stehen dabei vor besonderen Herausforderungen. Die oft komplexen Strukturen verschiedener Fonds erfordern ein tiefgreifendes Verständnis der jeweiligen Geschäftsmodelle. Risikoanalysen müssen differenzierter durchgeführt und die Überwachung anspruchsvoller gestaltet werden. Gleichzeitig verschärfen Wirtschaftsprüfer ihre Kontrollen bei Jahresabschlussprüfungen – ein Aspekt, der für KVGen von erheblicher Bedeutung ist.
Die drei Säulen der Geldwäscheprävention in der Praxis
Das Geldwäschegesetz definiert drei zentrale Säulen, die das Fundament der Arbeit von Geldwäschebeauftragten bilden. Das Risikomanagement steht dabei an erster Stelle und umfasst die kontinuierliche Bewertung von Risiken auf Unternehmens- und Kundenebene. Diese Risikoanalyse ist keine einmalige Übung, sondern ein fortlaufender Prozess, der regelmäßige Anpassungen erfordert.
Die Kundensorgfaltspflichten bilden die zweite Säule und sind besonders bei KVGen komplex. Die Identifizierung und Verifizierung von Vertragspartnern muss lückenlos dokumentiert werden. Hinzu kommt die Ermittlung wirtschaftlich Berechtigter – ein Bereich, der mit der EU-AML-Verordnung ab 2027 noch deutlich anspruchsvoller wird. Politisch exponierte Personen müssen ebenso identifiziert werden wie Hochrisikokunden aus entsprechenden Ländern.
Das Verdachtsmeldewesen rundet die drei Säulen ab. Sobald Anhaltspunkte für Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung vorliegen, sind Geldwäschebeauftragte zur Meldung an die Financial Intelligence Unit verpflichtet. Dieser Prozess erfordert sowohl Erfahrung als auch eine strukturierte Herangehensweise, um rechtssicher zu agieren.
Externe Auslagerung: Wenn Komplexität auf Ressourcenknappheit trifft
Viele Kapitalverwaltungsgesellschaften haben sich für die Auslagerung der Geldwäscheprävention an externe Dienstleister entschieden. Diese Entscheidung ist nachvollziehbar, denn die Anforderungen steigen kontinuierlich, während interne Ressourcen begrenzt bleiben. Ein externer Geldwäschebeauftragter bringt nicht nur Expertise und Erfahrung mit, sondern auch den notwendigen Abstand für eine unabhängige Beurteilung.
Die Auslagerung entbindet die KVG jedoch nicht von ihrer Verantwortung. Im Gegenteil: Die Zusammenarbeit zwischen KVG und externem Dienstleister muss strukturiert und transparent gestaltet werden. Regelmäßige Abstimmungen, klare Kommunikationswege und ein gemeinsames Verständnis der Prozesse sind unerlässlich. Beide Seiten müssen verstehen, dass sie an einem gemeinsamen Ziel arbeiten – der rechtssicheren Umsetzung aller Compliance-Anforderungen.
Kommunikation als Erfolgsfaktor
Ein zentraler Punkt, den sowohl Laura Schäfer als auch Tobias Lequen betonen, ist die Bedeutung offener Kommunikation. Externe Geldwäschebeauftragte sind keine lästigen Fragensteller, sondern Partner, die dazu beitragen, dass die KVG compliant bleibt und Prüfungen ohne Beanstandungen besteht.
Wer Fragen hat oder unsicher ist, sollte diese unmittelbar klären. Eine Frage zu viel ist immer besser als eine Frage zu wenig. Diese proaktive Kommunikation erspart später aufwendige Nacharbeiten und schützt vor Compliance-Feststellungen. Geldwäschebeauftragte benötigen bestimmte Informationen, um ihre Arbeit effizient erledigen zu können. Je schneller diese Informationen bereitgestellt werden, desto zügiger können Prozesse abgeschlossen werden.
Vorbereitung auf Aufsichtsgespräche
Aufsichtsgespräche mit der BaFin gehören zum regulatorischen Alltag. Eine gründliche Vorbereitung ist dabei entscheidend. Externe Geldwäschebeauftragte unterstützen KVGen bei der Zusammenstellung aller relevanten Informationen und Dokumente. Dieser Service geht über die reine Compliance-Arbeit hinaus und schafft Sicherheit für beide Seiten.
Die Erfahrung zeigt: Wer gut vorbereitet ist und seine Prozesse transparent darstellen kann, geht entspannt in solche Gespräche. Die BaFin prüft vor allem, ob die implementierten Systeme funktionieren und ob die KVG ihre Pflichten ernst nimmt. Ein externer Geldwäschebeauftragter mit entsprechender Expertise kennt die Erwartungen der Aufsicht und kann die KVG gezielt darauf vorbereiten.
Die EU-AML-Verordnung ab 2027: Mehr Aufwand für alle Beteiligten
Ab dem 1. Juli 2027 tritt die EU-AML-Verordnung vollständig in Kraft und bringt erhebliche Änderungen mit sich. Besonders einschneidend sind die verkürzten Aktualisierungsfristen für Kundensorgfaltspflichten. Was bisher alle zwei Jahre bei Hochrisikokunden durchgeführt werden musste, wird künftig jährlich fällig. Bei normalen Risikokunden verkürzt sich die Frist von zehn auf fünf Jahre, bei geringem Risiko von 15 auf sieben Jahre.
Diese Änderungen bedeuten einen massiven Mehraufwand, insbesondere für KVGen mit Hochrisikokunden im Portfolio. Der gesamte Prozess – Identifizierung, Verifizierung, Risikobewertung und Dokumentation – muss in deutlich kürzeren Abständen durchlaufen werden. Auch die Berechnung wirtschaftlich Berechtigter wird komplexer. Statt wie bisher ab mehr als 25 Prozent gelten künftig bereits exakt 25 Prozent als Schwellenwert. Die Berechnungsmethoden ändern sich ebenfalls: Anteile entlang einer Beteiligungskette werden multipliziert, bei parallelen Strukturen addiert.
Geldwäschebeauftragte sind in diese Prozesse stark eingebunden und müssen sich auf einen deutlich höheren Arbeitsaufwand einstellen. Die enge Zusammenarbeit zwischen KVG und Geldwäschebeauftragten wird damit noch wichtiger als bisher.
Praxistipp: Frühe Einbindung zahlt sich aus
Die wichtigste Empfehlung der Compliance-Experten ist simpel, aber wirkungsvoll: Binden Sie Ihre Geldwäschebeauftragten frühzeitig ein. Wer von Beginn an auf eine enge Zusammenarbeit setzt, kann Prozesse von Anfang an gesetzeskonform gestalten. Das erspart spätere Korrekturen und schützt vor unangenehmen Überraschungen bei Prüfungen.
Externe Geldwäschebeauftragte übernehmen einen erheblichen Teil der Compliance-Arbeit und entlasten die KVG in ihrem operativen Geschäft. Die wenigen Informationen, die sie dafür benötigen, sind gut investierte Zeit. Denn sobald diese Informationen vorliegen, können die Experten ihre Arbeit zügig erledigen – und die KVG kann sich wieder ihrem Kerngeschäft widmen.
Fazit: Compliance als strategischer Erfolgsfaktor
Geldwäscheprävention ist längst mehr als nur eine regulatorische Pflicht. Sie ist ein strategischer Erfolgsfaktor, der über die Reputation und Zukunftsfähigkeit einer Kapitalverwaltungsgesellschaft entscheidet. Die steigenden Anforderungen mögen zunächst herausfordernd erscheinen, doch mit der richtigen Unterstützung und einer strukturierten Herangehensweise lassen sie sich erfolgreich bewältigen.
Die Expertise externer Geldwäschebeauftragter bietet KVGen die Möglichkeit, höchste Compliance-Standards zu erfüllen, ohne interne Ressourcen übermäßig zu belasten. Entscheidend ist dabei eine offene, proaktive Kommunikation und das gemeinsame Verständnis, dass Compliance kein notwendiges Übel ist, sondern ein Qualitätsmerkmal, das Vertrauen schafft und langfristigen Erfolg sichert.

